Kulturhistorisches Museum Franziskanerkloster

Sakristei im ehemaligen Franzikanerkloster

Das Kulturhistorische Museum Franziskanerkloster blickt auf eine reichhaltige Geschichte zurück, die sich auch in der Gebäudestruktur widerspiegelt. Im Hauptgebäude sind neben dem Kassenbereich und dem Museumsshop Teile der Dauerausstellungen untergebracht. Über den Kreuzgang ist das Hauptgebäude mit dem Heffterbau verbunden. Dort befinden sich der große Sonderausstellungsraum, die SCHAUsammlung und die Wunderkammer. Zwischen den Gebäuden liegt der Klosterhof. Die Geschichte des Klosters und seine vielfältige Bedeutung als kulturelles Zentrum der Oberlausitz sind harmonisch in die museale Nutzung des Gebäudekomplexes eingebunden und bieten viele Entdeckungsmöglichkeiten.

Das Kleine Zittauer Fastentuch von 1573

Im Jahr 1573 von einem unbekannten Maler nach einer Vorlage des Lütticher Künstlers Lambert Lombard geschaffen, ist es das einzige Fastentuch, das von einer evangelischen Gemeinde in Auftrag gegeben wurde. Damit ist es ein weiterer Beleg für den toleranten Verlauf der Glaubensspaltung in der Oberlausitz. Bis 1684 verhüllte es in der Johanniskirche den Hochaltar.

Das 3,40 m breite und 4,15 m hohe Tuch ist nur im Vergleich zu seinem großen Bruder klein zu nennen. Es ist den Fastentüchern des Arma Christi Typs zuzuordnen, von denen es weltweit nur noch ganze acht Beispiele gibt, für Deutschland ist es ebenfalls singulär. Monumental ist die Kreuzigung Christi dargestellt. Maria, Johannes und die unter dem Kreuz kniende Maria Magdalena blicken zu dem Sterbenden auf. Ein Engel umschwebt Jesus und fängt mit einem Kelch das aus der Seitenwunde fließende Blut auf. Schädel und Beinknochen in der linken unteren Ecke symbolisieren Adam, mit dem die Sünde in die Welt kam, der aus einem toten Baumstumpf sprießende Zweig Hoffnung. Umrahmt wird das Geschehen von etwa Dreißig ARMA CHRISTI, den Symbolen der Passion Jesu: das Schweißtuch der Veronika, welches das VERA IKON (das wahre Bild Jesu) abbildet, Wasserkanne und Schüssel, in der sich Pontius Pilatus die Hände wusch, die Dornenkrone, Jesu Gewand mit den Würfeln, die Nägel u.a.m. Der untere Teil des Rahmens symbolisiert die Höllenfahrt Christi.

99 Jahre lang war das Kleine Fastentuch gemeinsam mit dem Großen in Gebrauch, die letzten zwölf Jahre offensichtlich allein. In den Bestand des 1854 begründeten Stadtmuseums übergegangen, war das Tuch dort bis 1968 dauerhaft ausgestellt. Danach war das stark verschmutzte und durch einige Löcher beschädigte Tuch nur noch zu bestimmten Anlässen gezeigt worden. 1994 hat man es in den Werkstätten der Abegg-Stiftung gereinigt, die schadhaften Stellen dubliert und retuschiert. Nach dem Vorbild des Museums Kirche zum Heiligen Kreuz wurde in den Jahren 2003 bis 2005 für das Kleine Fastentuch im Kulturhistorischen Museum Franziskanerkloster ein eigenständiger Ausstellungsraum geschaffen, wo es seit November 2005 dauerhaft präsentiert wird.

Museum Kirche zum Heiligen Kreuz

Im Museum Kirche zum Heiligen Kreuz ist das Große Zittauer Fastentuch von 1472 in der größten Museumsvitrine der Welt ausgestellt.
Museum Kirche zum Heiligen Kreuz
Großes Zittauer Fastentuch von 1472

Im Museum Kirche zum Heiligen Kreuz ist das Große Zittauer Fastentuch von 1472 in der größten Museumsvitrine der Welt (Guinness-Buch der Rekorde) ausgestellt. Von den wenigen Museen weltweit, die ein Fastentuch besitzen, kann es nur hier in seiner ursprünglichen Funktion der Altarverhüllung gezeigt werden. Das 8,20 m hohe und 6,80 m breite Tuch erzählt in 90 Bildern die biblische Geschichte von der Erschaffung der Welt bis zum Jüngsten Gericht. Neben dem Teppich von Bayeux gehört es zu den eindrucksvollsten textilen Kunstwerken der abendländischen Überlieferung. Von den insgesamt noch 18 Fastentüchern dieser Art ist es das einzige, das sich in Deutschland erhalten hat. Die mehr als 600 Jahre alte Begräbniskirche bietet mit ihrer kostbaren frühbarocken Ausstattung, den zahlreichen Grablegen und Epitaphen sowie dem musealen Friedhof zudem ein.

Das Große Zittauer Fastentuch von 1472

Das Große Zittauer Fastentuch ist eine Votivgabe des Zittauer Gewürz- und Getreidehändlers Jacob Gürtler, der sich am linken unteren Rand vor einem Tisch mit Gewürzsäckchen und einer Waage in der Hand abbilden ließ. Von 1472 bis 1672 verdeckte es jedes Jahr zwischen Aschermittwoch und dem Karsamstag den Altarraum der Zittauer Hauptkirche St. Johannis. Obwohl Martin Luther Fastentücher zum „päpstischen Gaukelwerk“ zählte und sie aus den Kirchen verbannt wissen wollte, überstand das Tuch die Reformation schadlos. Insofern kann es auch als ein Zeichen der toleranten Gangart der Konfessionalisierung verstanden werden, die in der Oberlausitz ganz anders verlief, als im übrigen Europa.

Glücklicherweise veranlasste irgendjemand, dass das Tuch nach seinem letztmaligen Gebrauch in einen Raum des ehemaligen Franziskanerklosters gebracht wurde. Als später dort die Ratsbibliothek eingerichtet wurde, verschwand es hinter den Bücherregalen und wurde vergessen. Als am 23. Juli 1757 die Stadt lichterloh brannte und 80 Prozent der Gebäude, darunter auch die Johanniskirche, ein Opfer der Flammen wurde, blieben das Kloster und damit auch das Fastentuch wie durch ein Wunder verschont.

Als man das riesige Fastentuch 1840 zufällig wieder entdeckte, war das eine Sensation. Der spätere sächsische König Johann erbat es als Leihgabe für das Museum des Königlichen Sächsischen Altertumsvereins, das im Palais im Dresdener Großen Garten seine Heimstatt hatte. Dort galt es für 34 Jahre als ganz besondere Sehenswürdigkeit. 1876 nach Zittau zurückgeholt und zu nur besonderen Anlässen gezeigt, war es 1933 zum letzten Mal unversehrt anlässlich der Tausendjahrfeier der Oberlausitz in der Kirche zum Heiligen Kreuz zu sehen.

Sechs Jahre später brach der Zweite Weltkrieg aus. Im Februar 1945 brachte man das kostbare Exponat vor der näher rückenden Front in ein Kellergewölbe der Burgruine auf dem Berg Oybin in Sicherheit. Im Mai fanden es sowjetische Soldaten, zerrissen es und verwendeten die Stoffteile als Abdichtung für eine provisorisch im Wald errichtete Sauna. Nach ihrem Abzug ließen sie das zerfetzte, in den Schmutz getretene und in Teilen bis zur Unkenntlichkeit verblasste Tuch einfach liegen. Ein alter Mann fand es und organsierte, dass es ins Zittauer Museum zurückgebracht wurde. In den folgenden Jahrzehnten umgab eine Hecke des Schweigens diesen sowjetischen Kulturfrevel. Vor der Wende wenigstens gereinigt, bescherten glückliche Umstände 1993 den Kontakt zu den Textilrestaurierungswerkstätten der Schweizer Abegg-Stiftung. Dort erkannte man den europäischen Rang des Tuches und erklärte sich bereit, es unentgeltlich zu restaurieren. Seit 1999 wird das Große Zittauer Fastentuch im Museum Kirche zum Heiligen Kreuz in der größten Museumsvitrine der Welt (Guinness-Buch der Rekorde) dauerhaft ausgestellt.

Bibliothek

Mutter der Zittauer Museen ist die historische Ratsbibliothek, deren Bücherbestände heute zum großen Teil im Altbestand der Christian-Weise-Bibliothek gehütet werden. Die Städtischen Museen verfügen heute über eine kleine Arbeitsbibliothek und Teile der einstigen historischen Gymnasialbibliothek.

Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind Regional-, Stadt-, Museums- und Kunstgeschichte sowie allgemeine Kulturgeschichte. Ebenso umfasst der Bestand wichtige historische Personalschriften sowie einige Zeitschriften und Archivalien.

Für die Nutzung der Bibliothek wird um vorherige Anmeldung gebeten.

Sammlungen

Die Städtischen Museen Zittau besitzen einen großen Sammlungsschatz mit einer weitreichenden Tradition. Über die Jahrhunderte wurden die Bestände stets erweitert.

Den kostbarsten Sammlungsbesitz bilden die beiden Zittauer Fastentücher, das Große von 1472 und das Kleine von 1573, beides einzigartige Meisterwerke der Textilkunst von europäischem Rang.

Weitere Schwerpunkte der Sammlungen bilden die Bestände an bildender und angewandter Kunst. Weitere Sammlungskomplexe sind die Numismatik und Militaria sowie der neben Bautzen bedeutendste Bestand zu Volkskunde und Volkskunst der Oberlausitz. Wichtige Bestandsgruppen bilden Archäologie und Geologie. Eine eigene Sonderkollektion ist der Ikonografie des Kreuzes gewidmet und umfasst Grafik, Malerei, Kunsthandwerk (Sammlung Wolfgang Sternling). Erwähnt sei auch die Sammlung des Dr. Curt Heinke-Museums für Naturkunde des Zittauer Landes mit dem Schwerpunkt Geologie und Mineralogie.